Maßnahmen des Climate-Engineering als Thema des Geographie- und/oder Ethikunterrichts

Unter Climate-engineering oder Geoengineering versteht man eine bewusste Beeinflussung des Klimas im großen Rahmen. Für den Fall, dass unerwartete Folgen des Klimawandels drohen oder die Begrenzung der Emission scheitert, sollen technologische Maßnahmen Möglichkeiten der Schadensbegrenzung bereitstellen. Um die Auswirkungen dieses Eingriffs in natürliche Prozesse abzuschätzen, werden computergestützte Erdmodellierungssysteme zur Erforschung verwendet.

Abb. 1: Methoden des Geoengineering (Max-Planck-Gesellschaft). https://www.mpg.de/16569676/geoengineering

Generell lassen sich zwei verschiedene Methoden des Geoengineerings unterscheiden:

  • Carbon dioxide removal techniques (CDR) versuchen Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre zu entfernen, z.B. durch das Herausfiltern von CO2 aus der Atmosphäre und das Einlagern von  CO2 unter der Erde; ein anderer Vorschlag ist der Einsatz von Algen zum CO2-Abbau.
  • Solares Strahlungsmanagement (SRM) reflektiert solare Strahlung zurück in den Weltraum. Damit soll der Erwärmung durch zunehmende Treibhausgase entgegen gewirkt werden.

Das Max-Planck-Institut für Metereologie hat im Bereich SRM den Einfluss der folgenden Techniken auf das Klima untersucht:

  • Verstärkung der Reflektion mariner Wolken durch Seesalzemissionen
  • Reflexion solarer Strahlung durch Spiegel im All
  • Imitation einer Vulkaneruption durch die Emission von Schwefel in der unteren Stratosphäre: Geoengineering mit Sulfataerosolen hat ein natürliches Analogon: Vulkaneruptionen. Durch die Beobachtung der klimatischen Auswirkungen von Vulkaneruptionen entstand die Idee, eine künstliche Sulfatschicht in der Stratosphäre zu erzeugen. Bei einem starken Vulkanausbruch wird SO2 in die Stratosphäre emittiert und dort durch mikrophysikalische Prozesse zu Sulfataerosolen umgewandelt. Diese absorbieren Sonnenlicht und kühlen die Erdoberfläche durch verminderte Sonneneinstrahlung.

Ethische Argumente im Geographie- und/oder Ethikunterricht prüfen – Technologien des Climate-Engineering als angemessene Antwort auf den Klimawandel?

In der Max-Planck-Gesellschaft laufen mehrere Projekte, die sich mit Fragen der Machbarkeit und ethischen und rechtlichen Fragen des Einsatzes von Geoengineering-Technologien auseinandersetzen. Die faktischen Fragen hierzu sind teilweise komplex, so dass man diese ohne entsprechende naturwissenschaftliche Hintergrundkenntnisse nicht tief durchdringen kann; im Großen und Ganzen sollte das entsprechende Hintergrundwissen in den Oberstufen der weiterführenden Schularten aber in den Schulbüchern des Geographie-, Biologie- und Physikunterrichts zur Verfügung stehen. Didaktisch reduziertes Unterrichtsmaterial für den Ethik- Politik- und Deutschunterricht kann auf Grundlage der folgenden Publikationen der Max-Planck-Gesellschaft leicht zusammengestellt werden:

Skizze einer Unterrichtseinheit und Unterrichtsmaterial zur ethischen Prüfung der „Sulfat-Option“

Die ethischen Fragestellungen können auf Grundlage von kategorisierten Argumentationsmustern (z.B. Aming-the-future„-Argument, Risk-Transfer„-Argument) diskutiert werden; diese werden unten als Arbeitsblatt zur Verfügung gestellt – die Zusammenstellung basiert auf einem Beitrag von Konrad Ott in dem von Matthias Maring 2011 herausgegebenen Sammelband „Fallstudien zur Ethik in Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Gesellschaft“.

Für den grundsätzlichen Aufbau einer ein-, zwei- oder mehrstündigen Unterrichtseinheit ab der 10. Jahrgangsstufe wird das folgenden Vorgehen empfohlen:

  1. Tauschen Sie sich im Plenum über die wichtigsten Erkenntnisse aus und gleichen Sie diese ab mit ihrem Vorwissen zum Klimawandel und zur atmosphärischen Zirkulation.
  2. Die Sulfat-Option wird in verschiedenen Staaten unterschiedlich bewertet hinsichtlich der Machbarkeit, teilweise deutlich positiver als von der Klimaforscherin Ulrike Niemeier. Setzen Sie sich in Gruppenarbeit mit den in Material 3 gegebenen Pro- und Contra-Argumenten zur ethischen und politischen Bewertung der Maßnahme auseinander.
  • a. Nehmen Sie eine Gewichtig vor, welche drei Argumente Sie für die überzeugendsten halten und welche drei Argumente Sie für am wenigsten überzeugend halten.
  • b. Tragen Sie die Argumente im Plenum vor und diskutieren Sie Ihre übereinstimmenden oder abweichenden Positionen in der Klasse.

Unterrichtsmaterial „Ethische Argumente zur Sulfat-Option“

Text: Stefan Applis (2024)

Bild: Image by pch.vector on Freepik (2024)

Literatur

Ott, K. (2011). Argumente für und wider „Climate Engineering“. In M. Maring (Hrsg.) Fallstudien zur Ethik in Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Gesellschaft (=Schriftenreihe des Zentrums für Technik- und Wirtschaftsethik). Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Karlsruhe, 198-210. https://publikationen.bibliothek.kit.edu/1000021177)