Unter dem Begriff Elektroschrott (auch Elektronikschrott, E-Schrott oder engl. e-waste) wird all jener Müll verstanden, der über ein Kabel, einen Stecker oder Batterie- bzw. Akkufunktion verfügt und von seinem*r Besitzer*in nicht mehr benötigt wird.

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Dabei muss dies nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Geräte auch (vollständig) defekt sind. Die zunehmende Konsumorientierung der technikaffinen Gesellschaften in Kombination mit immer günstiger werdenden Elektronikgeräten verursachte ein starkes Ansteigen der globalen Menge an Elektroschrott: So fielen 2018 laut der Vereinten Nationen über 50 Millionen Tonnen davon an. Kürzer werdende Produktlebenszyklen, geplante Obsoleszenz (d. h. die bewusste Verkürzung der Lebensdauer von Industrieerzeugnissen durch die Hersteller) und die Tatsache, dass Reparaturen von Elektronikgeräten oftmals teurer als Neuanschaffungen sind und von Seiten der Hersteller erschwert werden, lassen erahnen, dass die Menge an Elektroschrott in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Zahlen und Hochrechnungen in Bezug auf Elektroschrott sind aber ohnehin schwierig erfassen: Laut dem E-Waste-Monitor werden lediglich in 41 Ländern überhaupt Statistiken über Elektroschrott erhoben.

Obwohl Themen der Nachhaltigkeit im öffentlichen und politischen Diskurs aktuell Hochkonjunktur haben, herrscht bisweilen gegenüber den überwiegend problematischen Bedingungen beim Rohstoffabbau, bei der Fertigung, der Nutzung und der oftmals informell stattfindenden Endzerlegung eine passive Ignoranz.


Zwar besitzt Elektroschrott eine Vielzahl kostbarer Rohstoffe wie etwa Gold oder Seltene Erden, dennoch ist die Rückgewinnungsrate dieses »Schrottschatzes« sehr gering. Nur jedes fünfte Gerät wird sachgemäß recycelt. Viel öfter jedoch macht sich unser Elektroschrott auf eine dubiose Reise. Die Gesetzeslage in Deutschland ist hierzu eindeutig und die grenzüberschreitende Verbringung von Elektroschrott in Billiglohnländer mit niedrigen bzw. gar keinen Umweltauflagen ist untersagt, aber dennoch landet jährlich via Container verschiffter Elektroschrott auf den Mülldeponien der Länder des Globalen Südens, wie beispielsweise dem Schrottplatz Agbogbloshie in Ghanas Hauptstadt Accra. Somit sind, ähnlich wie beim menschgemachten Klimawandel, auch bei Problemen des Elektroschrotts nicht die Verursacher die hauptsächlichen Leidtragenden. Entscheidende Themen für eine sozialverträgliche, umwelt- und ressourcenschonende Entwicklung müssen folglich sein:

Bewusstseinsschaffung

Um  nachhaltige Änderungen beim Konsum, der Produktion, der Entsorgung und dem Vertrieb von Elektronikgeräten erreichen zu können, ist ein gesamtgesellschaftliches Zusammenwirken nötig. Für jede*n Einzelne*n gilt es zu reflektieren, wo und wie man selbst Einfluss auf den Kreislauf von Elektronikgeräten nimmt und wie dieser optimiert werden kann. Dies gelingt freilich nur, wenn der Öffentlichkeit ein breites Spektrum an Informationen zur Verfügung steht und von dieser auch genutzt wird. Öffentlichkeits- und Informationsarbeit ist hierbei unabdingbar und auch die Schulen stehen in der Pflicht, die Schüler*innen zu mündigen Bürger*innen von morgen zu machen.

Regeleinhaltung

Die in Deutschland und der Europäischen Union gültigen Entsorgungsrichtlinien sind notwendig und prinzipiell gut. Um eine noch konsequentere Umsetzung durchsetzen zu können, bedarf es mehr Personal bei Ausfuhrkontrollen und empfindlichere Strafen für Vergehen gegen die bestehenden Exportverbote. Die Gerätehersteller sind ferner angehalten die Rücknahmepflicht von defekten Geräten offen zu praktizieren und diese auch nach außen zu kommunizieren.

Zukunftstechnologien

Smarte und zukunftsorientierte Technologien sind einer der Schlüssel hin zu einem nachhaltigen Umgang mit den Problemen. Eine »Enttechnologisierung« unserer Gesellschaft kann und soll nicht der Weg sein. Vielmehr obliegt es den Herstellern in nachhaltige und grüne Produktion, Abbaumöglichkeiten und Fertigungen zu investieren und Konsumenten*innen schließlich langlebige Geräte, deren Reparatur gewünscht und erleichtert wird, zu Verfügung zu stellen.

Recyclingsysteme

Recycling von Elektronikgeräten muss jederzeit und überall mit so wenig Hürden wie möglich umsetzbar sein, um unsachgemäßer Entsorgung und dubiosen Machenschaften bereits im Vorfeld entgegenzutreten. Sammelboxen für ausrangierte Handys und Smartphones und die orangefarbenen Elektrokleingerät-Tonnen sind hierbei ein Schritt in die richtige Richtung.

Text: Peter Link & Anna Philipp

Bilder: Peter Link