Seltene Erden und kritische Rohstoffe »greifbar« machen

Isabel Hörmann, Geographiedidaktikerin und Lehrerin für Geographie und Physik aus Augsburg, ist eine der wenigen Personen, die an der Schnittstelle von Universität und Schule ständig bemüht sind, für aktuelle Herausforderungen im Bereich Entwicklung für Nachhaltigkeit praktische Unterrichtsbeispiele zu entwickeln.

Die Aktualität der Themenstellung bedingt, dass man derzeit noch wenig an Material erhalten kann, das ohne Weiteres einsetzbar ist. Obgleich die Lehrpläne aller Bundesländer vielfältige Anbindungsmöglichkeiten bieten in den Fächern Geographie, Geologie, Physik, Chemie und im Wirtschaftsunterricht. Wegen der breiten Anlage des Problemfeldes »Seltene Erden und kritische Rohstoffe« plädiert Hörmann für ein Vorgehen im projektartigen Unterricht. Hierzu hat Hörmann fünf Leitfragen festgelegt, anhand derer die Projektarbeit entwickelt wird.

  1. Wie sind die Elemente der Seltenerdenelemente (SEE) entstanden?
  2. Wie ist die Erdkruste aufgebaut?
  3. Was versteht man unter Seltenen Erden?
  4. Wie sieht ein Steckbrief eines Elements der Seltenen Erden aus?
  5. Wie werden die Seltenen Erden gewonnen?

Bestandteil projektartigen Arbeitens sollte nach Isabel Hörmann immer auch das Arbeiten an und mit gegenständlichen Modellen sowie auch das Anfertigen eigener Modelle sein – hierzu werden einige Beispiele wie ein demontierter Laptop und verschiedene Elektromotoren gezeigt und Konzepte vorgestellt, wie mit solchen Modellen im Unterricht verschiedener Jahrgangsstufen gearbeitet werden kann.

Unübersichtliche Stoffströme, verschlungene Produktionswege und eine internationale Arbeitsteilung bei der Güterherstellung machen es selbst Experten schwer, verbindliche Aussagen über den Lebensweg eines Produktes zu treffen. Für den Verbraucher erscheinen die Produktionszusammenhänge erst recht verwirrend und viel zu komplex, um zielgerichtete Entscheidungen im Sinne eines nachhaltigen Konsums zu treffen.

Für zentral hält Hörmann den didaktischen Ansatz der Stoffgeschichte, der von Armin Reller, Professor für Ressourcenstrategie entwickelt wurde. Ein pädagogisches Konzept, das den Lebensweg einzelner Stoffe und Materialien in der globalisierten Wirtschaft in Erzählungen nachzeichnet. So sollen die motivationalen Grundlagen für einen zukunftsfähigen Umgang mit Ressourcen geliefert werden, Kenntnisse über die materiale Kultur vermittelt und tiefere Einsichten in die ökologischen, ökonomischen und politischen Zusammenhänge gegeben werden. Hörmann ist es wichtig, ein Bewusstsein für die alltäglichen Stoffe, die uns umgeben und die wir nutzen, zu schaffen.

Durch die Arbeit an konkreten Modellen wird die für das Thema so wichtige Lebenswelteinbindung erleichtert. Vor allem wird die Einbindung des einzelnen Konsumenten in die weltweiten Wirtschaftsströme nachvollziehbar und Möglichkeiten, individueller Verantwortungsübername können eröffnet werden. Als niederschwelligen Zugang empfiehlt Hörmann noch die digitalen Comics von FlatSreenJourney.

Text & Bilder: Stefan Applis