Wie funktioniert der Lösungsansatz?

ShredUp ist ein Projekt, das Dominik Metzger (Landshut) und Owen Grainger (Inverness/Schottland) ins Leben gerufen haben. Die beiden sind Ingenieure und haben sich bei ihrer Freiwilligenarbeit in Griechenland kennengelernt. Unter der Frage „Was können wir mit unseren Fähigkeiten tun?“ haben sie das Projekt ShredUp gegründet und aufgebaut, das zunächst im Irak umgesetzt wurde. Idee und Umsetzung des Projektes sehen folgendermaßen aus: Es wird eine Anlage konstruiert und aufgebaut, zu der gesammelter Plastikmüll gebracht werden kann. Die Anlage säubert, sortiert und schreddert das Plastik. Das geschredderte Plastik wird eingeschmolzen und daraus werden mit Hilfe von 3-D-Druck neue Gegenstände gedruckt, die vor Ort gebraucht werden, wie zum Beispiel Kleinteile für den medizinischen Bereich oder Möbel.

zum Video: https://landshut.niederbayerntv.de/mediathek/video/shred-up-das-projekt-zum-re-und-upcyceln-von-plastik-im-irak/

Durch den Lösungsansatz werden zum einen Sammelstellen für Plastik eingerichtet, die es vorher nicht gab, und zum anderen soll dies mit Bildungsangeboten verbunden werden. Wichtig ist den Gründern des Projekts, dass das Ganze einem Bürger-zu-Bürger-Ansatz folgt und schnell an die Einheimischen übergeben wird. Nur die Idee war sozusagen im Gepäck der Gründer. Aufgebaut wurde die Anlage mit den Menschen und den Materialien vor Ort. Grundidee ist also ein Re- und Upcyceln des Plastikmülls, eingebettet in soziale Zielsetzungen wie Umweltbildung und Gleichberechtigung.

Wie weit recht der Lösungsansatz?

Der Lösungsansatz ist noch im Entstehen. Gefragt werden kann aber nach dem grundsätzlichen Ansatz der Lösung. Die Lösung setzt nach der Entstehung des Problems an. Das heißt, der bereits vorhandene und weiterhin produzierte Plastikmüll soll zunächst gesammelt werden, damit dieser nicht in der Natur herumliegt und hier die Böden und Gewässer kontaminiert bzw. die Ökosysteme negativ beeinflusst. Dieser Ansatz soll bevölkerungsnah umgesetzt werden, indem versucht wird, möglichst wenig von außen „aufzudrücken“. Desweitern zielt der Lösungsansatz mit seiner eingebetteten Bildungsidee auch darauf ab, den Plastikmüll von vornherein gut zu entsorgen. Ein gewisser Kreislaufgedanke wird zudem mit der Herstellung von Möbeln und anderen Dingen aus dem Plastikmüll erreicht. Ob wiederum die neu hergestellten Sachen, auch wieder zum Einschmelzen gebracht werden können, wenn sie kaputt sind, bleibt bei der Beschreibung offen. Dies ist zu vermuten. Eine Vermeidung oder Verringerung des Mülls von vornherein (Reduce) ist mit der Anlage selbst nicht im Blick, ggf. jedoch über mögliche Bildungsangebote vorgesehen. Dies wird im Video nicht deutlich.

Hier geht’s zur Projekt-Website: https://travelforsmiles.org/shredup/

Wie bringe ich dieses Projekt in einen lösungsorientierten Unterricht ein?

Der lösungsorientierte Ansatz von Thomas Hoffmann (2018 a, b, 2021) sieht vor, in Themen der globalen Herausforderungen im Unterricht mit einem Lösungsansatz einzusteigen, statt mit dem Problem. Die Idee dahinter ist, die Schüler*innen von Anfang an in einen kreativen und positiven Denkmodus zu bringen (vgl. Hoffmann 2021), damit sie nicht aufgrund der Unlösbarkeit der globalen Herausforderungen resignieren. Im Lösungsansatz ist die Problembeschreibung ohnehin enthalten, aber positiv gerahmt. Der Lösungsprozess dreht den Problemprozess um. Der Ansatz von Hoffmann sieht vor, von einem faszinierenden Lösungsansatz auszugehen (Wie funktioniert der Ansatz? Inwieweit löst er das Problem bzw. wie weit reicht er? Warum ist er erfolgreich?). Es erscheint auch sinnvoll, von zwei Lösungsansätzen, einem globalen und einem lokalen Ansatz auszugehen, damit die SchülerInnen noch stärker die Idee des tatsächlich Machbaren verinnerlichen (Ulrich-Riedhammer et al. 2022). Im Anschluss wird das Problem in seinen Dimensionen genau betrachtet, um anschließend abermals Lösungsansätze (Wo setzen diese am Problem an? Wie weit reichen sie?) zu bewerten, wobei der letzte Schritt mit einer Reflexion des Konzepts der Nachhaltigkeit und der SDGs vorbereitet werden kann oder sollte (Ulrich-Riedhammer et al. 2022) (Inwiefern sind die Lösungsansätze nachhaltig? Welche Nachhaltigkeitsstrategie wird damit verfolgt?).

Der hier vorgestellte Lösungsansatz lässt sich zu Beginn oder zum Abschluss einer Unterrichtsreihe verorten, wenn zu Beginn des Themas andere Lösungsansätze betrachtet wurden.

Text: Marie Ulrich-Riedhammer (2022)

Bild: www.freepik.com

Literatur:

Hoffmann, T. (2018a). TERRA Globale Herausforderungen 1. Die Zukunft, die wir wollen. Stuttgart: Klett.

Hoffmann, T. (2018b). Gerüstet für die Zukunft. Aufgaben des Geographieunterrichts. Praxis Geographie 1, 4-9.

Hoffmann, T. (2021). Globale Herausforderungen und SDGs – ein strikt lösungsorientierter Unterrichtsansatz. In A. Eberth & C. Meyer (Hrsg.), Didaktische Ansätze und Bildungsangebote zu den Sustainable Development Goals (S. 33-41). Hannover. https://doi.org/10.15488/11669

Ulrich-Riedhammer, E.M, Applis, S. & Mehren, R. (2022). Nachhaltigkeit und Ethisches Lernen im Kontext einer lösungsorientierten Didaktik. In M. Dickel, G. Gudat & J. Laub. Ethische Orientierung für die Geographiedidaktik. Bielefeldt: transcript. (im Erscheinen).