Wie funktioniert der Lösungsansatz in Ilja Schmalés Projekt „Warm Earth“?
Die Designerin Ilja Schmalé entwickelt in ihrem Projekt „Warm Earth“ (Warm Earth – ilja schamle) Technologien, die eine neue Symbiose mit der Natur eingehen. In dem Zusammenhang hat sie einen Server entwickelt, der in einem komplizierten Verfahren Energie aus Tomatenpflanzen bekommt. Die Energie reicht aus, um eine Website zu betreiben. Die Hitze, die der Computer erzeugt, regt das Wachstum der Tomatenpflanzen an.
Wie weit recht der Lösungsansatz?
Der Lösungsansatz reicht nicht für den durchschnittlichenen Internetgebrauch. Gefragt werden kann aber nach dem grundsätzlichen Ansatz der Lösung. Die Lösung setzt vor der Entstehung des Problems an, indem sie andere Energiequellen substituiert. Das Ziel der Designerin ist es auch zu zeigen, dass wir im Sinne einer Suffizienz über weniger Internetnutzung nachdenken sollten. Die in dem Verfahren gewonnene Energie reicht bisher nur für den Betrieb einer Website. Aber der Grundgedanke einer Symbiose von Technik und Natur oder der Erschaffung eines neuen sich selbst erhaltenden, statt ausnutzenden Systems ist interessant. Wintterlin (2022, S. 31) kommt bei diesem Beispiel auf die Philosophin Donna Haraway zu sprechen und ihren Begriff der Sympoeisis:
„Sympoiesis is a simple word: it means “making-with”. Nothing makes itself; nothing is really autopoietic or self-organizing … Sympoiesis is a word proper to complex“
Haraway 2016, 58
„Unter diesem Begriff versteht sie ein gemeinsames »Mit-Werden« unterschiedlichster Spezies und Akteure – menschlich oder nichtmenschlich, organisch oder anorganisch-, die Verbindungen miteinander eingehen, um sich gegenseitig zu befähigen (Wintterlin 2022, 31). In diesem Beispiel ist es die Verbindung von Natur und Technik als „Sympoiesis“.
Wie bringe ich dieses Projekt in einen lösungsorientierten Unterricht ein?
Der lösungsorientierte Ansatz von Thomas Hoffmann (2018 a, b, 2021) für den Geographieunterricht sieht vor, in Themen der globalen Herausforderungen im Unterricht mit einem Lösungsansatz einzusteigen, statt mit dem Problem. Das bedeutet man steigt z.B. in das Thema Energiewirtschaft statt mit dem Bild eine fossilen Mondlandschaft mit dem Bild eines lösungsorientierten Ansatzes (s.o.) ein.

Der lösungsorientierte Ansatz rückt Lösungsansätze stärker ins Zentrum des Unterrichts und geht nach dem Ablauf „Lösungsansätze – Problemkomplex – Lösungsansätze“ vor.
Das dargestellte Beispiel kann zu Beginn oder zum Abschluss einer Unterrichtsreihe verortet werden, wenn zu Beginn des Themas andere Lösungsansätze betrachtet wurden.
Wichtig ist es, dieses Lösungsbeispiel vor allem in Hinblick auf seine Grundidee der Symbiose zu betrachten und zu reflektieren. Dies kann auch mit Blick auf philosophisch-ethische Fragen geschehen: Sind wir ein Teil der Natur? Ist eine Symbiose mit der Natur verpflichtend? Was kann ein „Mit-Werden“ von Natur und Technik bedeuten?
Ergänzend dazu kann der Gedanke des Kreislaufs, der ebenfalls darin enthalten ist, als Lösungsidee betrachtet werden. Es kann etwa das Prinzip des Cradle-to-Cradle analysiert und befragt werden.

Text: Marie Ulrich-Riedhammer
Titelbild: Warm Earth – ilja schamle
Bild im Beitrag: Umsonst-Datenbank Universität Münster, Rex banitor (CC BY-SA 4.0)
Literatur:
Haraway, Donna J. 2016. Staying with the trouble: Making kin in the chthulucene. Durham: Duke University Press.
Hoffmann, T. (2018a). TERRA Globale Herausforderungen 1. Die Zukunft, die wir wollen. Stuttgart: Klett.
Hoffmann, T. (2018b). Gerüstet für die Zukunft. Aufgaben des Geographieunterrichts. Praxis Geographie 1, 4-9.
Hoffmann, T. (2021). Globale Herausforderungen und SDGs – ein strikt lösungsorientierter Unterrichtsansatz. In A. Eberth & C. Meyer (Hrsg.), Didaktische Ansätze und Bildungsangebote zu den Sustainable Development Goals (S. 33-41). Hannover. https://doi.org/10.15488/11669
Ulrich-Riedhammer, E.M, Applis, S. & Mehren, R. (2022). Nachhaltigkeit und Ethisches Lernen im Kontext einer lösungsorientierten Didaktik. In M. Dickel, G. Gudat & J. Laub. Ethische Orientierung für die Geographiedidaktik. Bielefeldt: transcript. (im Erscheinen).
Wintterlin, L. (2022). Pflanzen-Power. Philosophie Magazin, 4, 31.