Förderung der Kompetenz „Reflektieren“ aus dem Medienkompetenzrahmen und der KMK-Strategie zur Digitalisierung
Auf Doing Geo & Ethics wird jede Woche ein neues Arbeitsblatt zu Markus Bohlmanns Buch Bildung – Philosophie – Digitalisierung | SpringerLink veröffentlicht. In der zweiten Episode geht es um Digitalisierungskritik mit Karl Marx. Im Buch werden die Materialien theoretisch diskutiert, auf Doing Geo & Ethics gibt es ergänzend praxisnahe Arbeitsblätter mit Aufgaben und Diskussionsanleitungen.
Bisher wurde im Unterricht von den zu kritisierenden Phänomenen der Digitalisierung ausgegangen, oft wurden dann hieraus direkt praktische Konsequenzen gezogen. Solch ein Unterricht gerät in eine Aktualitätsfalle; die Phänomene sind schnell nicht mehr für Lernende relevant, ihre digitalen Praxen ändern sich. Außerdem wurde bisher im Unterricht zur Digitalisierung der Modus der Kritik nicht offengelegt. Erst indem die Standardmodelle philosophischer Digitalisierungskritik im Unterricht explizit behandelt werden, können Lernende selbst Digitalisierung kritisieren und bestehende Digitalisierungskritik hinterfragen. Philosophiebezogene Digitalisierungskritik ist dabei in der Lebenswelt der Lernenden allgegenwärtig, sie muss deshalb nicht erst durch die Philosophie entwickelt werden. Sie liegt aber in unklarer Form vor und muss auf die typischen philosophischen Modelle zurückgeführt werden, damit sie didaktisch sinnvoll im Unterricht stattfinden können.
Bohlmann, M. (2022). Bildung – Philosophie – Digitalisierung. Eine Curriculumtheorie. J.B. Metzler. S. 35
Arbeitsblätter I | Digitalisierungskritik auf der Basis eines Open Marxism
Mit dem sog. Open Marxism ist Marx und die Marxrezeption als Referenz für Digitalisierungskritik wieder zugänglich. Das Marxsche Technologieverständnis ist deutungsoffen und erlaubt den Rückbezug verschiedener Modelle gegenwärtiger Digitalisierungskritik. In einer Kritik der ökonomischen Folgen der Digitalisierung wird das Digitale gleichzeitig utopisch und dystopisch beschrieben, sozialer Ausgleich wird gefordert. In einer Künstler- oder Sportlerkritik werden kreative und agile Formen digitalen Arbeitens vor dem Hintergrund einer Theorie des guten Lebens fraglich. Mit einer Kritik an soziokulturellen Verwerfungen werden schließlich die kulturellen Auswirkungen der Digitalisierung auf das soziale Miteinander zum Problem. Diese letzte Form der Kritik gibt es in unterschiedlichen Stärken, je nachdem wie die Wirkung der Technologie auf die soziokulturelle Realität eingeschätzt wird. Ein moderates Modell lässt sich auf Walter Benjamin beziehen.
Zum vollständigen Kapitel aus: Markus Bohlmann (2022): Bildung – Philosophie – Digitalisierung. Springer.

Text & Unterrichtsmaterial: Markus Bohlmann (2022)
Bild: Lewis Hine: Child labourers, Macon, Georgia, 1909. Gemeinfrei: https://en.wikipedia.org/wiki/Child_labour#/media/File:Mill_Children_in_Macon_2.jpg