Wie fühlt es sich an, mitten in einem Rohstoffkonflikt zu stecken? Das Planspiel „Rohstoffabbau – Bergbau im Nebelwald?“ macht es möglich, das herauszufinden!

Das von Intag-eV, einer in Ecuador tätigen NGO, entwickelte Planspiel ‚Rohstoffabbau – Bergbau im Nebenwald?‘ bringt die Spieler*innen in die fiktive Region Ginta, eine abgelegene, von meinschlichem Einfluss noch weitgehend unberührten Bergregion auf der Höhe des tropischen Nebel- oder Bergwaldes. Es gibt keine größeren Städte in Ginta. In den verstreut liegenden Dörfern leben v.a. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die dort seit Generationen das Land bestellen. Die Region soll nun bergbaulich erschlossen werden, um dort wichtige Rohstoffressourcen im offenen Tagebau zu fördern. Diese Nachricht entzweit die Bevölkerung: Die Gegner*innen des Bergbaus befürchten die Zerstörung des Natur- und Kulturraumes, die Befürworter*innen erhoffen sich einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine Verbesserung des Lebensstandards in der Region. Alle im Spiel vertretenen Akteursgruppen haben das gemeinsame Ziel, die Entwicklung der Region voranzubringen. Doch die Frage ist, wie kann dieses Ziel erreicht werden – mit oder ohne Bergbau?“

Alle Teilnehmenden bekommen eine Rolle zugewiesen und erhalten zu Beginn Informationsmaterial (Szenario- und Rollenbeschreibung), um sich in ihre jeweilige Rolle hineinversetzen zu können. Je nach Anzahl der Teilnehmenden bilden mehrere Mitspieler*innen eine Akteursgruppe. Die Teilnehmenden sind frei, ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Dazu gehört auch, im Verlauf des Spiels unter Umständen die Haltung zum Bergbau zu verändern, natürlich im Einklang mit der Rollenbeschreibung. Entscheidend für ein Planspiel ist, dass die Teilnehmenden die Interessen und Positionen der von ihnen dargestellten Akteur*innen verinnerlichen. Im Zuge des Planspiels entwickeln die Teilnehmenden neben Wissen zum Rohstoffabbau und zu möglichen Konflikten in diesem Kontext auch ein besseres allgemeines Verständnis für gesellschaftliche Prozesse und deren Komplexität und Dynamik. Die Teilnehmenden müssen sich in den Hintergrund der von ihnen vertretenen Akteur*innen einarbeiten, aus deren Perspektive diskutieren und verhandeln, Koalitionen schmieden, oder aber strategisch planen, wie sie ihre oder die Interessen der Institutionen, für die sie stehen, durchsetzen. Zum Ende des Planspiels sollen die Teilnehmenden eine möglichst einvernehmliche Lösung erreichen, wie die Entwicklung der Region vorangebracht wird – mit oder ohne Bergbau. So wird die Fähigkeit zu Empathie und zum systemischen Denken gefördert. Der handlungsorientierte Ansatz von Planspielen – das direkte Erleben von (politischen) Entscheidungsprozessen – führt bei den Teilnehmenden zu einem tieferen Verständnis politischer und gruppendynamischer Abläufe und Entscheidungen.
(intag-ev.de, Szenario)








Unterrichtlicher Einsatz
Das von Intag-e.V. entwickelte Planspiel folgt idealtypisch den für den unterrichtlichen Einsatz vorgesehenen Empfehlungen: Die Arbeitsmaterialien sind innerhalb einer umfangreichen Handreichung sehr klar gegliedert, die Rollenkarten sind übersichtlich gestaltet, so dass auch für jüngere Schüler*innen ein Ein-Rollen möglich erscheint. Der übersichtliche segmentierte Spielverlauf erlaubt es, das Spiel auch im stundenplanmäßigen Unterricht über ca. vier bis sechs Unterrichtsstunden hinweg durchzuführen. Zudem liefern die Entwickler*innen des Planspiels Empfehlungen für eine Durchführung im Distanzunterricht.
Text: Stefan Applis (2023) unter engem Bezug auf intag-ev.de
Bilder: intag-ev.de