Southern African Journal of Environmental Education
Der Lernbereich Bildung für nachhaltige Entwicklung hat zwar grundsätzlich eine globale Perspektive, selten aber verwenden wir Unterrichtsmaterial oder wiisenschaftliche Hintergrundinformationen, die nicht von Autor*innen aus dem eigenen Sprachraum stammen . Damit verbunden ist eine zumindest bedenkenswerte Gefahr der Verengung von Perspektiven, da wir dadurch tendenziell innerhalb der Mindsets bleiben, innerhalb derer wir selbst sozialisiert wurde, u.a. in der Ausbildung hin zu Lehrpersonen.

Im Folgenden wird das Southern African Journal of Environmental Education zur Lektüre empfohlen, um auf diesem Weg eigene Perspektiven auf Bildung für Nachhaltigkeit zu erweitern; die Zeitschrift erscheint seit 1995 mit einer Ausgabe pro Jahr. Die im Folgenden wiedergegebenen Zusammenfassungen ausgewählter Beiträge, die vielleicht Lust machen auf weitere Lektüre, entstammen der Ausgabe 35 aus dem Jahr 2019, die unten als vollständiges Pdf zugänglich gemacht wird.
Living curreny: The multiple roles of livelihood sustenance and exchange in the context of rural indigenous communities in southern Africa
Der Beitrag behandelt die Bedeutung indigener Währungen für das Herstellen von Gemeinschaft in Abgrenzung zu den, von konkreten Produkten enthobenen Geldwährungen als universelle Tauschmittel. Von den Autor*innen werden interessante Beispiele angeführt, in denen indigene Währungen wie Vieh innerhalb traditioneller Wirtschaftsysteme bis heute verwendet werden. Im Raumbeispiel geht es um die frühere und heutige Rolle von Vieh als indigene Währung bei den Nguni und Shona im südlichen Afrika. Der Beitrag erläutert, wie Viehwährungen neben monetären Währungen verwendet wurden und und wie durch sie innerhalb generationenübergreifenden Lernprozesse vielfältige Strategien für den Lebensunterhalt verfolgt werden. Diesen Formen der nicht-monetären Währung kommt vor dem Hintergrund globaler wirtschaftlicher Instabilität, die durch moderne Wirtschaftspraktiken hervorgebracht wird, besondere Bedeutung zu beim Erhalt lokaler Gemeinschaften. Dabei wird die Notwendigkeit der Koexistenz pluralistischer Ökonomien jenseits eines Monopols der moderner kapitalistischer Geldwirtschaften betont.
Environmental education from an intercultural approach: A glimpse into Latin America
In diesem Beitrag geht es um ein Modell der Hochschulbildung in Süd- und Mittelamerika, das als interkulturelle oder indigene Bildung bezeichnet wird. In diesem Beitrag wird das Potenzial analysiert, das in einer Verbindung von Bildungsansätzen, die sich auf ökologische Nachhaltigkeit konzentrieren und interkulturellen Bildungsansätzen liegt. Hiermit sollen auch Perspektiven für die Integration weiterer Bereiche wie Ethnowissenschaft, Agrarökologie und angewandte Anthropologie eröffnet werden. Es werden verschiedene Aspekte der Beziehung zwischen Kultur und Natur analysiert, wobei berücksichtigt wird, dass die biokulturelle Vielfalt und ihre territorialen Ausdrucksformen Teil eines Erbes sind, das ländliche und indigene Gesellschaften beitragen.
Viewpoint: Indigenous knowledge systems and environmental social work education: Towards environmental sustainability
Vor der Kolonisierung nutzten die meisten indigenen Gemeinschaften indigene Wissenssysteme. Teilweise sind diese im ländlichen Raum und von in relativer Armut lebenden Menschen und indigenen Bevölkerungsteilen noch erhalten, wobei zugleich der Nutzung natürlicher Ressourcen und dem Erhalt der biologischen Vielfalt große Aufmerksamkeit gewidmet wird. Der Beitrag analysiert, inwiefern Indigenes Wissen ein Instrument zur nachhaltigen Entwicklung und zur Sicherung des Grundversorgung der Bevölkerung sein kann. Die zentrale Forschungsfrage, die von den Autor*innen untersucht wird, lautet: Welches indigene Wissen, das heute nur noch von marginalisierten Gemeinschaften genutzt wird, kann von Umwelterziehern und Sozialarbeitern genutzt werden, um ökologische Nachhaltigkeit zu fördern?

Text: Stefan Applis (2023)
Abbildungen: African Journals Online (2023)




Den Blick über den Tellerrand gerade in diese Richtung zu werfen lohnt sich ganz besonders: 2016 (oder war es gar 2012?) an einer BNE-Konferenz lernte ich von Heila Lotz-Sisika von der Rhodes University das Konzept des ‚Transformative Learnings‘ kennen – das sie schon damals zuspitzte zum kompromissloseren ‚Transgressive Learning‘. Schön, dass das transformative Lernen unterdessen auch in der Geografiedidaktik im deutschsprachigen Raum seinen Platz gefunden hat!
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Ganz naiv frage ich nach: „Ist lernen nicht immer transformativ?“ Im Sinne mindestens einer Selbst-Transformation, denn AHA-Effekte haben doch mit einer Transformation des vorherbestehenden Wissenshorizontes zu tun, das drückt sich doch im „Ach so ist das“ aus.
Ich bin erfreut darüber, dass kein „die Ergebnisse sind nicht übertragbar“ den Blick auf die untersuchten Sachverhalte von vornherein verstellt. Sondern der Blick auf die Vielfältigkeit der Episteme zum Weiterdenken auffordert. Eine sehr schöne Bildungsoption :).
Danke dafür.
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