Hans Jürgen Böhmer, Professor für Biogeografie, erklärt ein komplexes und gefährdetes Ökosystem.

Wie reagieren die Wälder der Welt auf den Klimawandel? Und was wurde eigentlich aus dem Waldsterben? Hans Jürgen Böhmer stellt die Diskussion über die Zukunft des Waldes in Deutschland in einen globalen und langfristigen Kontext. Waldsterben werden schon lange häufiger und extremerAustralien und Hawaii sind davon ebenso betroffen wie Sibirien und der Harz. In seinem Buch „Beim nächsten Wald wird alles anders. Das Ökosystem verstehen“ ordnet Böhmer die Ereignisse zu einer erhellenden Zeitreise bis zum Waldsterben 2.0 als Folge des Extremsommers 2018.

Hans Jürgen Böhmer zeigt anhand aktueller Fallstudien und eigenen vielfältigen Erfahrungen aus dreißig Jahren globaler Ökosystemforschung, warum komplexe Naturprobleme keine einfachen Lösungen haben können: Sein Sachbuch ist ein kritischer Beitrag zur Nachhaltigkeitsdebatte und erscheint am 25. November 2021 im Hirzel Verlag.
In der sogenannten Naturdynamikzone im Harz werden keine Maßnahmen gegen den Borkenkäfer ergriffen (Stefan Applis 2021)

Es gibt keinen Zweifel mehr, dass Wälder und andere Ökosysteme in diesen Zeiten außergewöhnlich belastet sind. Ökologische Zusammenhänge werden jedoch von unterschiedlichen Akteur*innen ganz verschieden wahrgenommen und sind zudem durch Interessen, Ideologien und den Kontext der Beteiligten geprägt, wie Böhmer in seiner Analyse feststellt. In aktuellen Debatten bemerkt er einen dramatischen Wissensverlust durch die heute oft fehlende, aber notwendige Orts- und Regionalkenntnis und das Einbinden in größere Zusammenhänge.

Statt Wald- oder gar Weltuntergangsszenarien zu zeichnen, fordert Böhmer in „Beim nächsten Wald wird alles anders“ eine langfristige Perspektive. Sein Plädoyer lautet, auf einfache Argumente zu verzichten und die Nachhaltigkeitsdebatte in Wissenschaft und Politik wieder stärker in der Lebenswelt zu verankern, anstatt sie zu sehr auf errechnete Ferndiagnosen zu stützen.

Textgrundlage: Pressemitteilung des Verlags

Prof. Dr. Hans Jürgen Böhmer, Jahrgang 1967, studierte Geografie, Biologie, Geologie, Politikwissenschaften und Journalistik an den Universitäten Bamberg und Erlangen. 2006 Habilitation im Fach Landschaftsökologie an der TU München. Ab 2014 Inhaber des Lehrstuhls für Biogeografie an der University of the South Pacific und Regierungsberater der Pazifikstaaten für das Pariser Klimaabkommen von 2015. Im Oktober 2019 Mitbegründer einer Task Force der International Union of Forest Research Organizations zur globalen Überwachung von Waldsterbephänomenen. Seit Beginn der Corona-Pandemie Gastwissenschaftler an der Friedrich-Schiller-Universtität Jena.

Die Verantwortung der Geographie

Von der Wissenschaft wird erwartet, dass sie gesellschaftliches und individuelles Handeln orientiert. Doch was heißt es, Verantwortung für diese Orientierung zu tragen? Die Beiträger*innen des Bandes gehen auf die allgemeine sowie die fachspezifische Dimension geographischer Verantwortung ein und formulieren Merkmale einer verantwortungsvollen und guten Gründen folgenden Wissenschaftspraxis. Diese guten Gründe sind auf Reflexion verwiesen, die auf die Wissenschaftspraxis zurückwirken. Die hier präsentierten Reflexionsfolien können als Studier- und Diskussionsgrundlage dienen und einen Prozess der Selbstreflexion anstoßen, wie Geographie als Wissenschaft sein sollte – und wie nicht
(6) (PDF) Die Verantwortung der Geographie. Orientierung für eine reflexive Forschung. 
Online über: https://www.researchgate.net/publication/353043768_Die_Verantwortung_der_Geographie_Orientierung_fur_eine_reflexive_Forschung