Anfang März 2022 trafen sich die Umweltminister der Staaten der Welt zur Umweltversammlung der Vereinten Nationen (Unea) in Kenias Hauptstadt Nairobi. Zentrales Thema der Konferenz war der weltweite Umgang mit Plastik und die dadurch verursachte Verschmutzung der Meere. Umweltorganisationen wie Greenpeace und der WWF riefen die Uno-Mitgliedsländer dazu auf, ein Verhandlungsmandat für ein rechtsverbindliches, globales Plastikabkommen auf den Weg zu bringen.
Viele Fragen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsthemen sind heftig umstritten und es ist für die meisten Menschen schwer, sich diesbezüglich Orientierung zu verschaffen. Dabei wissen wir, meinen manche, doch genug, um klar Position zu beziehen. Dennoch ist es herausfordernd, die Komplexität der Zusammenhänge nicht nur zu überschauen, sondern auch zu reduzieren, Ordnung in die Zusammenhänge zu bringen. Die Deutsche Bundestiftung Umwelt fördert deshalb Projekte, die Nachhaltigkeitsdilemmata als Bildungsanlass und den Umgang mit Unsicherheiten als Bildungsziel stärker in der Schule verankern. Hierzu sind Schulfächer wie Geographie und Philosophie/Ethik zentrale Schlüsselfächer.
In jüngster Zeit hat Thomas Hoffmann (2018a,b) einen innovativen didaktisch-methodischen Zugang speziell im Kontext von BNE entwickelt, der sich „Die Zukunft, die wir wollen“ nennt: Gehen Lerneinheiten nicht vom Problem, sondern von der intensiven Erörterung eines Lösungsansatzes aus, meint Hoffmann, befinden sich alle Beteiligten gleichsam von Anfang an im konstruktiv-positiven, lösungsorientierten und eben nicht im problembetonenden, frustrierenden Denkmodus.
Innerhalb des von der DBU geförderten Projektes „The Future We Want“ der Arbeitsgruppe Rainer Mehren am Institut für Didaktik der Geographie der Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster entstehen Themenhefte, die den Ansatz einer lösungsorientierten Didaktik nach Hoffmann (2018a, b) verfolgen. Die Hefte sind für Lehrkräfte gedacht, die kopierfähige Arbeitsmaterialien bevorzugen. Alle Materialien wie Bilder, Karten und Arbeitsblätter sowie die didaktisch-methodischen Erläuterungen zur Unterrichtsdurchführung sind zugleich online über die Seite „The Future We Want“ verfügbar.
Vor allem mittels einer Distance Learning-basierten Aus- und Fortbildungsstrategie kann eine möglichst große Verbreitung von Unterrichtsmaterialien erreicht werden. So können Lehrkräfte unterstützt werden, auf der Basis der Aus- und Fortbildungen eigenständig analoge Unterrichtsarrangements zu entwickeln bzw. bestehende zu optimieren. Letztlich ist das übergeordnete Ziel, möglichst viele Schüler*innen im Geographieunterricht in einem konstruktiven Umgang mit Unsicherheiten im Zusammenhang von Nachhaltigkeitsfragen zu stärken und sie zur Mitwirkung an kooperativen und kollaborativen Lösungsansätzen zu befähigen und zu motivieren.
Prof. Dr. Rainer Mehren, Georgraphiedidaktiker an der Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster
Text: Stefan Applis (2022)
Bild: Anna Philipp & Stefan Applis (2022)
Literaturempfehlungen:
Hoffmann, T. (2018a). TERRA Globale Herausforderungen 1. Die Zukunft, die wir wollen. Stuttgart: Klett.
Hoffmann, T. (2018b). Gerüstet für die Zukunft. Aufgaben des Geographieunterrichts. Praxis Geographie 1, 4-9.
Mehren et al. (2015b). Die doppelte Komplexität geographischer Themen. Eine lohnenswerte Herausforderung für Schüler und Lehrer. Geographie aktuell & Schule Heft 216/37, 4-11.
Mehren, R. & Ulrich-Riedhammer, M. (2021). Der Kampf ums Ackerland. Faktische und ethische Komplexität im Kontext der Nachhaltigkeit. Praxis Geographie 3, 20-25.