Ein Band zu Orientierungen in ethischen Fragen geographiedidaktischer Forschung und Praxis, herausgegeben von Mirka Dickel, Georg Gudat und Jochen Laub –
Ethische Fragen und die Möglichkeiten des Umgangs mit ihnen im Unterricht werden in aktuellen pädagogischen und fachdidaktischen Debatten vielschichtig diskutiert. Ausschreibungen zu ethisch-relevanten Themen (DBU), die Angebote und Nachfragen auf Open-Educational-Ressources, Veröffentlichungen in verschiedenen Fachdidaktiken (u.a. Hösle 2023) oder Forschungsprojekte zum pädagogischen Ethos im Lehrerberuf (Brinkmann 2021) verdeutlichen diese Entwicklung. Die Frage nach Möglichkeiten ethischer Orientierung für und im Unterricht stellt auch die zentrale Perspektive des vorliegenden Bandes zur „Ethik der Geographiedidaktik“ dar. Die Betrachtungen verdeutlichen traditionelle gedankliche Grenzlinien (Rationalität – Emotionalität, Ethik – Moral, Gesellschaft – Individuum, …), die geisteswissenschaftliche Diskurse schon längere Zeit bestimmen und die Problemgeschichte prägen. Gleichzeitig öffnen sich neue Perspektiven mit diesen umzugehen, Widersprüche zu vermitteln oder ganz neu zu denken.
Der Band versammelt Beiträge einer Tagung an der Universität Jena im September 2021 und bietet die Möglichkeit Entwürfe miteinander und gegeneinander weiterzudenken. Inhaltlich umfasst dies drei Schwerpunkte: Zum einen wird diskutiert, welche Relevanz dem Ethischen innerhalb der Geographiedidaktik zukommt. Der zweite Schwerpunkt umfasst die verschiedenen theoretischen Bezugsrahmen. Und letztlich dient der Band dazu Orientierung für didaktisches, d.h. theoretisches und praktisches Handeln zu gewinnen. Die Beiträge des Sammelbandes nehmen u.a. folgende Fragen in den Blick:
- Inwiefern kann Ethik allgemeine Prinzipien guten Handelns für konkrete Problemsituationen begründen?
- Welchen Wert haben allgemeine Prinzipien in einer sich permanent transformierenden Welt?
- Inwiefern lassen sich Werte im Hinblick auf Fachgegenstände (aus)bilden oder verändern?
- In welchem Verhältnis stehen Unterrichtsgang bzw. -methodik und Wertehorizonte?
- Bestehen Möglichkeiten einer Ethik im Geographieunterricht, die nicht allein auf dem Prinzip der Vernunft aufbaut?
- Wie ist das Verhältnis von Moral der HochschuldidaktikerInnen, LehrerInnen und SchülerInnen zu bestimmen? Was ist von wem zu verlangen? Hat die Lehrkraft eine Vorbildfunktion oder gerade nicht?
- In welchem Verhältnis stehen Haltung und Moral bzw. Ethik?
- Was bedeutet die Auseinandersetzung mit Ethik grundsätzlich für unser Verständnis des Faches Geographie und geographiedidaktischer Forschung?
Die Autor*innen Mirka Dickel, Georg Gudat, Jochen Laub, Dirk Felzmann, Stefan Applis, Eva Marie Ulrich-Riedhammer, Rainer Mehren, Christian Vielhaber, Michael Müller, Verena Schreiber, Antje Schneider, Marcel Barth, Peter Weiss, Anne-Kathrin Lindau, Miriam Kuckuck und Dana Ghafoor-Zadeh stellen Bezüge zu verschiedenen Ebenen des Geographieunterrichts, ethischem Urteilen, bzw. moralischem Lernen und der Ethik geographiedidaktischer Forschung her. Dabei werden aktuelle Themen wie Wissenschaftsethik, Professionalisierungsforschung, Kompetenzorientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globalisierung fokussiert.
Den vollständigen Text als open-access-Version zum Download findet man hier: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-6229-0/ethik-fuer-die-geographiedidaktik/?c=310000012
Text: Jochen Laub (2022)