Geographieunterricht am Christian-Ernst-Gymnasium

Von Anfang an dabei – die Geographiefachschaft am CEG ist überzeugt von den unterrichtlichen Wirkungen komplexer geographiedidaktischer Ansätze

Am musischen CEG kommt dem Geographieunterricht allein schon durch die Ausbildung von Geographielehrkräften eine herausgehobene Bedeutung zu. In Folge dessen sieht Christoph Cramer, der Fachbetreuer Geographie, es als notwendig an, die Fachschaft dabei zu begleiten, »geographiedidaktisch am Ball zu bleiben«. Dies zeigt sich in einer Reihe von Kooperationsprojekten mit Fachgeographie und Geographiedidaktik am Universitätsstandort. Christoph Cramer nimmt deshalb auch selbst Teil an dem von der DBU geförderten und von der Justus-Liebig-Universität Gießen in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen durchgeführten Projekt „Schrottschatz“. Er schätzt vor allem, dass Nachhaltigkeitsdilemmata durch die hier propagierten Ansätze, auf angemessene Weise komplex, ergebnisoffen und auch ethisch reflektiert behandelt werden können:

»Für mich als Lehrer sind die Mystery-Methode und die Methode der Dilemmadiskussion mittlerweile essenzielle Bestandteile des kompetenzorientierten Unterrichtens. Diese Methoden locken die Schüler*innen aus ihrer Komfortzone heraus und fordern sie in besonderem Maße zum eigenständigen, problemlösenden Denken sowie zum fundierten Argumentieren heraus. Zudem wird die komplexe Wirklichkeit der unterschiedlichen Themenkomplexe offenbart und dadurch auch ein Beitrag dazu geleistet, sich von vielleicht bereits verfestigten Stereotypen zu lösen und offener einer Problematik gegenüberzutreten.«

Christoph Cramer

Umfang der Implementierungsmaßnahmen im »Schrottschatz«-Projekt

Im Schuljahr 2019/20 kamen die mit dem Material verbundenen Unterrichtsmethoden übergreifend in den vier Geographiekursen der 11. Jahrgangsstufe zum Einsatz innerhalb des Lehrplanbereiches „Ressourcen – Nutzung, Gefährdung und Schutz, Rohstofflagerstätten und ihre Nutzung“. Das Besondere am Geographieunterricht ist bekanntermaßen, dass darin sowohl gesellschafts- also auch naturwissenschaftliche Betrachtungsweisen zusammengeführt werden – entsprechend unterscheiden sich auch die bei den Lehrkräften durch das Studium ausgebildeten Fachperspektiven. Im Projekt „Schrottschatz“ wird versucht beide gleichermaßen zur Geltung kommen zu lassen.

»Aus Sicht eines Geographielehrers mit Zweitfach Chemie war mein Unterricht schon immer von naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen und Unterrichtskonzepten geprägt, um problembasiert Lerninhalte zu vermitteln. Durch das häufigere Einbeziehen von Dilemmadiskussionen und Mysteries in meinen Unterricht beobachte ich nicht nur eine Stärkung des vernetzten Denkens und somit Ausdifferenzierung der Argumentationen bei den Schüler*innen, sondern zudem eine tiefergehende moralische Einsicht bei der Beurteilung des jeweiligen Lösungsansatzes. Aus meiner Sicht lohnen sich beide Methoden gerade bei den Fragestellungen unserer Zeit, bei der zwar einfache Antworten gefunden werden wollen, aber nur kritisch reflektierte Lösungsansätze den immer komplexer werdenden Herausforderungen gerecht werden. Meinen Unterricht haben beide Methoden gerade in Hinsicht der Erkenntnistiefe sehr bereichert. Der Aufwand für Planung und Durchführung fallen angesichts des didaktischen Zugewinns kaum ins Gewicht.«

Sönke Sarfert

Schüler*innenarbeit zur Aufgabe »Teufelskreis der Smartphones«: Mit dem Programm CmapTools erstellte Concept Map

Im Seminarunterricht beschäftigten sich die Studienreferendar*innen für das Fach Geographie, die am CEG ausgebildet werden, mit den didaktischen Grundlagen des Unterrichtskonzeptes und einzelnen Methoden; zudem absolvierte die 10. Jahrgangsstufe im Unterrichtsfach Ethik im Lehrplanbereich „Wirtschaftsethik“ ein mit den entsprechenden Inhalten verbundenes Methodentraining.

Text: Stefan Applis (2020)

Photos: Peter Link (2019)

Literaturhinweise:

Hofmann, J., Applis, S. und Mehren, R. (2020) »Glokalisierte Lebenswelten – Ethisches Urteilen als Pro- und Antikooperative Argumentations- und Verhaltensweisen im Geographieunterricht«, Zeitschrift für Geographiedidaktik – ZGD, 47(4), S. 145-171. doi: 10.18452/21303. https://zgd-journal.de/index.php/zgd/article/view/34

Applis, S., Benthaus, B., Bruns-Junker, A., Engel, J., Fögele, J., Gessner et al., S., Henn, F., Hofmann, J., Loerwald, D., Mehren, R., Meixner, M., Müller, S. und Müller, S. (2020) »Das Welthandelsspiel aus je einer Perspektive geographischer, ethischer, philosophischer, ökonomischer, politischer, sozial-/gesellschaftswissenschaftlicher und erziehungswissenschaftlicher Bildung«, Zeitschrift für Geographiedidaktik – ZGD, 47(4), S. 117-144. doi: 10.18452/21302. https://zgd-journal.de/index.php/zgd/article/view/33