Zur Idee des »Ökologischen Handabdrucks«

In der Diskussion um Klimaschutz sind Verweise auf den Ökologischen Fußabdruck inzwischen recht bekannt. So handelt es sich bei dem Ecological Footprint um ein Konzept, das verdeutlicht, wie groß die planetare Fläche ist, die ein Mensch (resp. ein Unternehmen, ein Staat oder die Menschheit insgesamt) durch seine (ihre) Lebensweise für sich beansprucht (Beyers et al. 2010). Wird der Ökologische Fußabdruck ermittelt, hat dies – insbesondere für Menschen aus dem globalen Norden – oft ein ernüchterndes Ergebnis zur Folge: Die Berechnung führt ihnen ihr „ökologisches (Fehl-)Verhalten“ (Schilly 2019) vor Augen. Sogar bei großem individuellen Bemühen um einen nachhaltigen Lebensstil wäre der Ecological Footprint von Bewohner*innen reicher Staaten immer noch immens, da sie in ihrem individuellen Fußabdruck auch die Wirtschaftsweise, die Infrastruktur sowie den allgemeinen Lebensstil ihres Landes zu einem Anteil mittragen – der Fußabdruck jedes Einzelnen also nur bis zu einem gewissen Wert reduziert werden kann. An dieser Kritik setzt der »Ökologische Handabdruck« an, der vom indischen Centre for Environment Education (CEE) entwickelt wurde (Schilly 2019). Sein Grundkonzept basiert nicht auf der Aufführung von negativen Einflüssen auf den Planeten wie dem eigenen Ressourcenverbrauch oder CO2-Ausstoß, sondern auf dem optimistischen Angeben von bereits erwirkten positiven Einflüssen, d. h. zum Beispiel von CO2, das bereits eingespart wurde (Holzäpfel 2015; Schilly 2019). Der Handabdruck erfasst dabei sowohl positive Einflüsse, die eine Person bspw. aufgrund von Verhaltensänderungen bei sich selbst erwirkt als auch positive Einflüsse, die sie bei Anderen erreicht – sei es durch das Anregen von Verhaltensänderungen bei Mitmenschen, durch politisches Engagement oder durch berufliches Agieren in Entscheidungspositionen (Schilly 2019).

Der »Ökologische Handabdruck« im Geographie- und Ethikunterricht

Im Geographie- und Ethikunterricht bietet es sich an, nach dem Thematisieren des Ökologischen Fußabdrucks auch den Ökologischen Handabdruck und seine Grundidee mit den Schüler*innen zu besprechen, da in letzterer sicherlich große Chancen liegen: Ein optimistischer Blickwinkel motiviert zum eigenen Handeln, während eine pessimistische Perspektive die Gefahr eines Verfallens in Passivität birgt (»Ich kann eh nichts ausrichten«, »Es ist schon zu spät, um das Klima zu retten« etc.; vgl. Schilly 2019). Besonders animierend ist dabei sicherlich, dass der Handabdruck nicht nur bis zu einem bestimmten Wert, sondern prinzipiell unendlich erhöht werden kann (Schilly 2019; Grönman et al. 2019). Gleichzeitig sollten die Schüler*innen auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden, den Ökologischen Handabdruck nicht als »Nullsummenspiel« zu verstehen, in dem positive Einflüsse auf das Klima negative Einflüsse rechtfertigen (»Es ist kein Problem, auf Kreuzfahrt zu gehen, da ich mich vegan ernähre«). Vielmehr sollte betont werden, dass die Emissionen insgesamt sinken müssen (Schilly 2019). Im Unterricht ist es denkbar, an eine allgemeine Behandlung des Ökologischen Handabdrucks eine Phase anzuschließen, in der sich die Schüler*innen auch ohne konkrete Berechnungen Gedanken über ihren persönlichen Handabdruck machen. Beispielsweise können mit den Lernenden auf Papier gezeichnete oder als Kopien verteilte Hände in Bezug auf vorgegebene Fragestellungen beschriftet werden. Die Schüler*innen können bspw. gebeten werden, auf den Handflächen Antworten auf die Frage »Welche positiven Einflüsse für das Klima habe ich schon bewirkt und bewirke ich aktuell während meines Alltags?«, auf drei Fingern Antworten auf die Frage »Was kann ich zukünftig an weiteren positiven Einflüssen für das Klima leisten?« und auf zwei Fingern Antworten auf die Frage »Wie kann ich zukünftig positive Einflüsse für das Klima auch bei meinen Mitmenschen erreichen?« zu notieren. Im Anschluss können die Eintragungen im Plenum besprochen und es kann gemeinsam reflektiert werden, wie schwer das Vornehmen der Eintragungen fiel. Auf ein Poster geklebt können die beschrifteten Hand-Abbildungen abschließend im Klassenraum aufgehängt werden.

Weiterführende Links

Über den CO2-Rechner des Umweltbundesamtes kann die persönliche CO2-Bilanz berechnet werden. Im Ergebnisbericht wird nicht nur dargestellt, wie hoch der CO2-Ausstoß beim angegebenen Lebensstil ist, sondern es wird im Sinne des Ökologischen Handabdrucks auch aufgeführt, welche Emissionen bereits vermieden wurden.

Auf handprinter.org wird das Grundkonzept des Handabdrucks vorgestellt und es werden Aktionen vorgeschlagen, mit denen der eigene Fußabdruck gesenkt und dadurch der Handabdruck erhöht werden kann. Zudem können selbst Vorschläge für Aktionen eingereicht werden – ganz im Sinne der Idee des Handabdrucks, auch dazu beizutragen, dass Mitmenschen ihren Fußabdruck reduzieren. Ein Video verdeutlicht die Idee von handprinter.org.

Literatur

Beyers, B.; Kus, B.; Amend, T.; Fleischhauer, A. (2010): Großer Fuß auf kleiner Erde?. Bilanzieren mit dem Ecological Footprint. Anregungen für eine Welt begrenzter Ressourcen. In: Nachhaltigkeit hat viele Gesichter, 10. https://conservation-development.net/Projekte/Nachhaltigkeit/DVD_10_Footprint/Material/pdf_Serie_Nachhaltigkeit/10_Footprint_de.pdf (30.09.2020).

Grönman, K.; Pajula, T.; Vatanen, S. (2019): Carbon Handprint Guide. https://www.researchgate.net/profile/Kaisa_Groenman/publication/330563782_Carbon_Handprint_Guide/links/5c48689092851c22a38ac241/Carbon-Handprint-Guide.pdf (16.10.2020).

Holzäpfel, L. (2015): Hand drauf: Jetzt kommt der ökologische Handabdruck. https://reset.org/blog/hand-drauf-jetzt-kommt-der-oekologische-handabdruck-01202015 (16.10.2020).

Schilly, J. (2019): „Handabdruck“ statt „Fußabdruck“ – ein Konzept für mehr Optimismus im Klimaschutz? https://www.klimafakten.de/meldung/handabdruck-statt-fussabdruck-ein-konzept-fuer-mehr-optimismus-im-klimaschutz (16.10.2020).

Autorin: Julia Althoff

Bilder: Pixabay (2014)