Idee und didaktisch-methodisches Potenzial

Die Fantasiereise stellt eine Unterrichtsmethode dar, die es vermag, Schüler*innen zu einem Thema hinzuführen, Kreativität zu fördern und Ruhe in das Unterrichtsgeschehen einkehren zu lassen. Ursprünglich stammen Fantasiereisen aus meditativen Kontexten, da sie Teilnehmer*innen ermöglichen, mithilfe ihrer Fantasie aus ihrem Alltag in eine andere Situation oder Umgebung zu reisen, was in der Regel eine entspannende Wirkung hat. In der Geographiedidaktik werden Fantasiereisen vermehrt als ‚mentale Exkursionen‘ eingesetzt, die das Potenzial besitzen, Lernenden einen ungewöhnlichen Zugang zu Themen anzubieten (Geographiedidaktik Ruhr-Universität Bochum 2011).

Methodisches Vorgehen

Eine Fantasiereise wird durchgeführt, indem die Lehrkraft einen Text vorliest oder eine Geschichte erzählt und sich die Schüler*innen in dieser Zeit ruhig verhalten, sich entspannen – die Arme können auf den Tisch und das Gesicht kann hineingelegt werden – und der Lehrperson aufmerksam zuhören. Auch das Abspielen von ruhiger (Hintergrund-)Musik ist denkbar (Mattes 2006, 43 f.). Bei der Durchführung von Fantasiereisen sollte beachtet werden, dass die Teilnahme auf freiwilliger Basis beruht, d. h. die Lernenden frei sind zu entscheiden, in welchem Maße sie sich auf die Situation einlassen und ob sie bspw. ihre Augen schließen möchten. In die eigentliche Reise sollte bewusst ein- und wieder hinausgeleitet werden. Um Störungen zu vermeiden, kann während der Durchführung der Fantasiereise ein entsprechendes Schild an der Klassenraumtür angebracht werden (Geographiedidaktik Ruhr-Universität Bochum 2011). Die Lehrkraft sollte die Reise ruhig vortragen, d. h. auf ein langsames Sprechtempo und ausreichende Pausen achten, damit die Teilnehmer*innen das Gehörte besser auf sich wirken lassen können (Traub 2015).

Einsatz der Methode

Grundsätzlich ist die Durchführung der Methode in allen Altersgruppen möglich. Wichtig dabei ist, auf eine altersangemessene, individuelle Passung der Texte zu achten (Reich 2017). Da sich aus Fantasiereisen zahlreiche (subjektive) Eindrücke ergeben, die im folgenden Unterricht aufgegriffen werden sollten, bietet sich die Methode bspw. besonders als Stundeneinstieg an (Geographiedidaktik Ruhr-Universität Bochum 2011).

Durchführung einer Fantasiereise bei der Behandlung des Themas Klimawandel

Im Unterricht zum Thema Klimawandel bietet sich eine Fantasiereise z. B. nach Behandlung des Klimawandels selbst, dessen Folgen und Gegenmaßnahmen als Einstieg in eine Stunde an, in der es um Szenarien einer zukünftigen Welt geht. Ein Beispiel für eine solche Fantasiereise, bei der sich die Teilnehmenden in den Alltag eines*einer Schüler*in im Jahr 2040 versetzen, wird hier zum Download angeboten:

Die beispielhafte Fantasiereise kann eingesetzt werden, um den Lernenden einen ersten Zugang zum Thema Zukunftsperspektiven in Zeiten des Klimawandels zu ermöglichen. Ergänzend sind auf dem Material denkbare anzuschließende Arbeitsanregungen zu finden, die den Schüler*innen Gelegenheit dazu geben, sich tiefergehend mit der vorgestellten Zukunftsvision auseinanderzusetzen, diese mit der eigenen Situation in der Gegenwart zu vergleichen, sie kritisch zu reflektieren oder selbst Gedanken über eine mögliche (wünschenswerte) Zukunft anzustellen. Ein solcher Einsatz der Fantasiereise begünstigt v. a. die Kompetenzförderung im Kompetenzbereich Handlung: Mit der Fantasiereise wird sowohl die »Kenntnis handlungsrelevanter Informationen und Strategien« (insbesondere »umwelt- und sozialverträgliche[r] Lebens- und Wirtschaftsweisen, Produkte sowie Lösungsansätze«) seitens der Lernenden gefördert als auch – durch die direkte Konfrontation mit einem möglichen positiven, anzustrebenden Zukunftsszenario – eine Steigerung der »Bereitschaft zum konkreten Handeln in geographisch/geowissenschaftlich relevanten Situationen« (insb. Bereitschaft, »sich […] [im] Alltag für eine bessere Qualität der Umwelt, eine nachhaltige Entwicklung […] einzusetzen«) begünstigt (DGfG 2020: 27 f.).

Im Anschluss an die Fantasiereise ist die Behandlung von wissenschaftlichen Zukunftsszenarien zum Klimawandel denkbar. Möglich wäre ebenso eine unterrichtliche Verknüpfung mit dem Film 2040 – Wir retten die Welt!‘ oder dem eigenen Entwickeln von Zukunftsvorstellungen für das Jahr 2040 beispielsweise mit Smartphone und ThingLink.

Weiterführendes

Alternativ bietet es sich an, einen Ausschnitt aus dem Beginn des elften Kapitels („Fangt an zu träumen!“) des Buchs »Vom Ende der Klimakrise« von Luisa Neubauer und Alexander Repenning als Fantasiereise einzusetzen. Die Zukunftsvision Neubauers und Repennings enthält neben Verweisen auf einen ökologischen auch Verweise auf einen sozial fairen Lebensalltag und umfasst zudem wirtschaftliche und politische Anregungen. Für den unterrichtlichen Einsatz ist sie aus diesem Grund als komplexer einzustufen und daher v. a. für höhere Jahrgangsstufen geeignet.

Literatur

DGfG (2020): Bildungsstandards im Fach Geographie für den Mittleren Schulabschluss. Mit Aufgabenbeispielen. http://www.erdkunde.com/info/Bildungsstandards_Geographie_2020_Aufl10.pdf (17.11.2020).

Geographiedidaktik Ruhr-Universität Bochum (2011): Fantasiereise. https://www.el.rub.de/wiki/Meki/index.php/Fantasiereise (17.11.2020).

Mattes, W. (2006): Methoden für den Unterricht. 75 kompakte Übersichten für Lehrende und Lernende. Paderborn: Schöningh.

Reich, K. (2017): Fantasiereise. http://methodenpool.uni-koeln.de/download/fantasiereise.pdf (17.11.2020).

Traub, J. (2015): 55 Stundeneinstiege Erdkunde. Augsburg: Auer Verlag.

Autorin: Julia Althoff

Bild: Pixabay (2016)