Timelaps – Das Zeitraffer-Tool von Google Earth
Google Earth eröffnet über seine Zeitrafferfunktion Timelaps einen Blick darauf, wie Klimawandel, Urbanisierung und Abholzung den Planeten in den letzten vier Jahrzehnten verändert haben. Das Zeitraffer-Tool von Google Earth zeigt die Veränderung von Küstenlinien, die Ausdehnung von Stadtlandschaften und landwirtschaftlichen Flächen sowie den gleichzeitigen Schwund von Gletschern, Wäldern und Flüssen.
So kann z. B. die rasche Umwandlung von Wäldern in Brasilien und Bolivien in Agrar- und Siedlungsland nachverfolgt werden, die eine der Hauptursachen für die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes darstellt. Oder es kann der weltweite Gletscherrückgang am Beispiel des Columbia-Gletschers in Alaska nachverfolgt werden als Folge der globalen Erwärmung;
Verknüpfungen mehrerer Zeitraffervideos, die als Flugsequenzen filmartig miteinander verbunden wurden, sind über den Youtube-Kanal von Google Earth verfügbar, u. a.:
Google bewirbt das Tool intensiv als Möglichkeit, das Bewusstsein für den Klimawandel und andere Umweltprobleme zu schärfen. Das Austrocknen des Aralsees oder der Boom von Städten in aller Welt – von der rasanten Expansion von Las Vegas bis zum Bau künstlicher Inseln in Dubai – sind eindrucksvolle Beispiel für Veränderungen der Landschaft.
We have a clearer picture of our changing planet right at our fingertips – one that shows not just problems but also solutions, as well as mesmerisingly beautiful natural phenomena that unfold over decades.
Google
Didaktisch-methodische Anmerkungen
Die Filmsequenzen können sowohl im Philosophie-/Ethik- als auch im Geographieunterricht eingesetzt werden, um die Auswirkungen menschlichen Handelns auf das globale System Erde zu veranschaulichen, Auswirkungen, die so grundlegend sind, dass vorgeschlagen wurde, sie als Phase im Erdzeitalter zu begreifen:
Das „Anthropozän“ ist ein Neologismus, der 1995 von dem Atmosphärenchemiker Paul Crutzen in den umwelt- und klimaethischen Diskurs integriert worden ist (vgl. S. 8). Der Begriff bezeichnet die neue und jüngste Phase in der Reihe der Erdzeitalter, die im Anschluss an das Holozän durch die „menschlichen Einflüsse auf die biologischen, chemischen und geophysikalischen Prozesse des Erdsystems“ (ebd.) geprägt ist.
(Florian Wobser, Transformation des Denkens und Handelns? – Vorstellung aktueller Interventionen (Teil III): Eva Horn und Hannes Bergthaller: Anthropozän, 2019)
Die filmischen Darstellungen des Wandels der planetaren Oberfläche sind spektakulär und erzeugen schnell eine Art Sogwirkung, da das Dargestellte außerhalb dessen liegt, was wir miterleben können. Insofern kann die sich darin entfaltende Dynamik durchaus auch starke Sorgen und Ängste verursachen bei Kindern und Jugendlichen, da sie eine gewissen Unveränderlichkeit und Endgültigkeit naheliegt. Dieses Ängste sollten ernstgenommen werden, die Videosequenzen entsprechend nicht einfach eingesetzt werden mit dem Ziel, eine Art Schockwirkung hervorzurufen, um damit zum Mitmachen und Handeln zu bewegen.
Kinder und Jugendliche brauchen – ebenso wie Erwachsene – positive Handlungsbeispiel, die sie unterstützen die überfordernde Komplexität der vielen miteinander verknüpften Prozesse zu verstehen. So geben die Zeitraffervideos keine Auskunft über positive Aspekte der Landnutzung, sprechen nicht von Möglichkeiten und der auch erfolgreichen Arbeit von Menschen dafür, Naturzerstörungen aufzuhalten und zu beenden.
Um solche positive Perspektiven geht es in dem folgenden, auch auf diesem Blog verbreiteten Projekt:
The Future we want – Die große Transformation
Viele Fragen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsthemen sind heftig umstritten und es ist für die meisten Menschen schwer, sich diesbezüglich Orientierung zu verschaffen. Dabei wissen wir, meinen manche, doch genug, um klar Position zu beziehen. Dennoch ist es herausfordernd, die Komplexität der Zusammenhänge nicht nur zu überschauen, sondern auch zu reduzieren, Ordnung in die Zusammenhänge zu bringen. Die Deutsche Bundestiftung Umwelt fördert deshalb Projekte, die Nachhaltigkeitsdilemmata als Bildungsanlass und den Umgang mit Unsicherheiten als Bildungsziel stärker in der Schule verankern. Hierzu sind Schulfächer wie Geographie und Philosophie/Ethik zentrale Schlüsselfächer.
Wir möchten dazu anregen, die seit Juni 2021 im Rahmen des Projektes entstehenden Beiträge mitzuverfolgen und freuen uns über Rückmeldungen dazu oder Vorschläge zu Projekten, die Mut machen, sich zu engagieren.
Plastik im Meer (Teil I): Plastik aus Meer und Flüssen fischen (Unterrichtsreihe für die Unterstufe)
Lösungsorientierte Didaktik Die für die Oberstufe entwickelte lösungsorientierte Geographiedidaktik nach Hoffmann (2018a, b) geht bei einer Unterrichtsreihe nicht vom Problem aus, sondern von der Lösung, um dann kritisch zu fragen,…
Ethisches Fragen – lösungsorientiert und konkret
Was bedeutet ‚lösungsorientierte Didaktik‘? Die lösungsorientierte (Geographie-)Didaktik nach Hoffmann (2018a,b) geht nicht vom Problem aus, sondern von der Lösung. Von dort aus fragt sie dann kritisch, welches Problem damit gelöst…
Text: Stefan Applis (2021)
Bild, Videos: Google